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Ina Peichls Karriere als Bühnenbildnerin und Szenenbildnerin wird sie nach Paris, Los Angeles, Dallas und Berlin führen, doch sie beginnt in ihrem Heimatland Österreich. Während des Studiums an der Akademie der Bildenden Künste Wien bei Prof. Erich Wonder arbeitet sie ab 1980 hauptsächlich für das Theater. Am Wiener Schauspielhaus gestaltet sie 1984 unter anderem das Bühnenbild und die Kostüme für Hans Gratzers Pirandello Inszenierung „Die Riesen vom Berge“ und am Burgtheater die Kostüme für Ödön von Horwáths „Geschichten aus dem Wienerwald“.
Mitte der Achtziger wendet sich Peichl vermehrt dem Film zu. Unter der Regie von Luc Bondy konzipiert sie das Szenenbild für die Verfilmung des Theaterstücks „Das weite Land“ von Arthur Schnitzler mit Michel Piccoli und Bulle Ogier in den Hauptrollen. Für diese Arbeit wird sie 1988 mit dem deutschen Filmpreis in Gold ausgezeichnet. Im gleichen Jahr knüpft sie erste Kontakte zum amerikanischen Film. Für die in Österreich und Frankreich gedrehte Hollywood Produktion „Courage Mountain“, eine Verfilmung des Schweizer Kinderbuch-Klassikers „Heidi“, arbeitet sie als Set Decorator. Mit dieser und anderen Literaturadaptionen wie Karin Brandauers „Ein Sohn aus gutem Hause“ nach Karl Tschuppik, sowie „St. Petri Schnee“ nach Leo Perutz, konzentriert sie sich in ihrer Arbeit als Szenenbildnerin zunächst auf das historische Sujet des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Parallel beginnt Ina Peichl, Studiobauten für das Fernsehen zu entwerfen. Unter anderem für die mehrfach ausgezeichnete Talkshow „0137“ auf Premiere. Auch in der Werbung fasst sie zunehmend Fuß. 1989 wird sie für ihre Mitarbeit an dem Spot „Tempo“ mit dem ADC-Award in Silber ausgezeichnet. Im gleichen Jahr dreht sie neben zahlreichen weiteren Werbespots auch Musikvideos und den Kinofilm „Der Mitwisser“, ein intensives Drama, für das Thomas Kretschmann den Max Ophüls Preis erhält.
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1990 lernt Peichl in Paris den amerikanischen Produzenten und Drehbuchautor Leonard Katzman kennen. Katzman produziert dort fünf Episoden für „Dallas“, bis heute eine der erfolgreichsten Serien aller Zeiten. Er engagiert sie erst in Paris als Art Director und bietet ihr im Anschluss an, mit in die USA zu gehen. Peichl zieht nach Los Angeles und später Dallas, Texas. Dort arbeitet sie als Production Designer für die Neo-Western-Serie „Walker Texas Ranger“ mit Action-Ikone Chuck Norris in der Hauptrolle. Während der Zeit in Los Angeles, in der sie hauptsächlich an Musikvideos und Werbefilmen arbeitet, nimmt Ina Peichl neben der österreichischen auch die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
2002 kehrt sie aus den USA nach Europa zurück und lässt sich in Berlin nieder. Peichl arbeitet weiterhin für das Theater, konzentriert sie sich aber hauptsächlich auf Film- und Fernsehproduktionen. Unter der Regie von Karl Kases gestaltet Ina Peichl für Fernsehfilme wie „Der Duft des Geldes“ und „Liebe darf alles“ das Szenenbild, sowie für die Sitcom „Novotny und Maroudi“. In dieser Zeit entwirft sie auch Fernsehstudios für Talk- und Newsshows, darunter „Die Barbara Karlich Show“ oder „Nighttalk“, sowie Bühnen für TV-Life-Events wie „Die Starnacht am Wörthersee“.
2010 übernimmt sie zusammen mit Production Designer Bertram Reiter die Arti Direktion des Deutsch-Österreichischen Kinofilms „3Faltig” unter der Regie von Harald Sicheritz, mit Roland Düringer, Matthias Schweighöfer und Alfred Dorfer. Peichl betreut die Studiosets, die auf dem Studiogelände Potsdam Babelsberg gebaut werden. Das Jahr schließt nach zwei weiteren TV-Produktionen mit den Kostümentwürfen zu dem Theaterstück „Peggy Pickitt“ von Roland Schimmelpfennig in der Regie von Wilfried Minks am Hamburger Thalia Theater, mit dem sie aktuell vermehrt zusammen arbeitet.
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Peichls Heimat liegt nicht nur geografisch zwischen den Orten Wien, Los Angeles und Berlin, auch in ihrer Arbeit beschränkt sie sich auf kein bestimmtes Genre. Sie denkt multiperspektivisch als ein dimensional, scheut sich nicht vor riskanten Projekten. Vom Erotik-TV bis zum Autorenfilm, von der Talkshow zum Theater, jedes Genre stellt ganz eigene, immer neue Herausforderungen an ihre Arbeit. Und jedes Mal aufs Neue wecken diese Herausforderungen die Leidenschaft für ihren Beruf, für ihr Handwerk.
Ina Peichl ist Mitglied der deutschen Filmakademie und im Berufsverband der Szenenbildner, Filmarchitekten und Kostümbildner (S/F/K e.V.).
Sie lebt mit ihren zwei Töchtern in Berlin.